30. Frage

Wie kann und warum muss ich die Körpersprache meiner Studenten lesen lernen?

Weil es für die Studenten unmöglich ist, im Lehrgespräch nicht zu antworten und Sie diese Antworten kennen sollten. Hier eine kleine Auswahl von Interpretationen psychischer Antworten trotz verbalen Schweigens. Der motorische körperliche Vorgang der Studenten in Mimik und Gestik  macht ihr Schweigen deutlich! – Sie können es deuten!? Man sollte sich einmal eine Lehrstunde Zeit nehmen, sich bei einem Kollegen hinten reinsetzen und bewusst die Studenten beobachten! Es lohnt wirklich!

 

Physischer studentischer Vorgang

 

Psychische studentische Entsprechung
 

Aufgerissene Augen und klaffender Mund, Urlaut „ha“ von Seiten des Befragten

 

 

Begriffstutziger Student: „Äh?“

 

Erleichtertes Aufatmen, ein Leuchten geht über die sich weitenden Augen, Aha-Laut, der sich Öffnende „erfasst“ etwas (=Aha-Mimik)

 

Ausdruck des plötzlichen Begreifens; „Ich hab’s kapiert!“
 

Leichtes Anheben der Mundwinkel

 

Postitive Erlebnisse: „Schön, wie Sie dozieren!“

 

 

Mundwinkel senken

 

Negative Affekte (Schreck, Ratlosigkeit etc.); „Verstehe ich nicht!“

 

 

Das „vorwurfsvolle Auge“, Weiten der Augen mit ernstem Gesicht

 

Tadel, „Ich bin enttäuscht von Dir!“
 

Das „fragende Auge“, Auge hat „Forderungscharakter“, heischt Antwort

 

Geistige Aufnahmebereitschaft: „Komm, erklär’s mir!“
 

„Schauendes“ oder „beobachtendes“ Auge, mittlerer Grad der Lidöffnung, lässt sich längere Zeit durchhalten, Sehachsen schneiden sich nicht in einem Zielpunkt, sondern verlaufen parallel

 

 

Aufgeschlossene Weltoffenheit: „Fang an, ich bin bereit, Dir zu folgen!“

 

Parallel gestellte Augen auf kurze Entfernung

 

Durch jemanden „hindurchsehen“, ihn als Nicht-Person betrachten! „Du bist für mich Luft!“

 

 

Senken der Augenlider und des Kopfes für eine kurze Weile

 

Kundgabe des Einverständnisses; etwas verstanden haben: „Ok! Alles klar!“

 

 

Leichtes Hochziehen der Schultern verbunden mit Augenverschluss

 

Ratlosigkeit, Nicht-Wissen bei der Frage des Dozenten

 

 

 

 

Das „verhängte“ Auge, Spannung des Augendeckelhebers wird verringert, Oberlid hängt schlaff herunter, Auge teilweise bedeckt

 

Umwelt interessiert im Augenblick nicht (Erschöpfung, Langeweile). Als habituelle, mimische Form ist es dem Gleichgültigen, Stumpfen, Trägen, Resignierten, Überheblichen eigen: „Du kannst reden, was Du willst, ich will nicht folgen!“

 

 

Punktuelle Beobachtung des Auges, Schneiden der Sehachse

 

Zielgerichtetes Denken und Wollen, geistige Disziplin, zielstrebige Entschlossenheit: „Ich hab’s gleich!“

 

 

Das einseitig zugekniffene Auge

 

Unter drei Augen: „Ich habe Dich durchschaut“, typisch für den Pfiffigen, Verschmitzten, Listigen

 

Peinlich empfundener Blickkontakt

Unregelmäßiger und vermehrter Lidschlag

 

Innere Unsicherheit, Befangenheit, schlechtes Gewissen; „Nimm meinen Nachbarn dran!“

 

 

Der gerade, senkrecht zur Antlitzfläche verlaufende Blick

 

Interessiertheit, Achtung des anderen, Offenheit, ohne Heimlichkeiten; „Ich bin ein gerader Charakter!“

 

 

Pupillenblick. Die voll geöffneten Augen sind Pupille auf Pupille gerichtet

 

Seelenprüfung, Offenheit, Freimut, gutes Gewissen; „pupillarische Sicherheit“, „Du kannst mir ruhig die Wahrheit sagen!“

 

 

Pupillenblick mit „gekniffenen“ Augen

 

Misstrauische Prüfung, Aggression, Zudringlichkeit, Hinterhältigkeit, versteckte Absicht

 

 

Der „schräge“ Blick kann seitlich aus den Augenwinkeln heraus erfolgen oder von unten nach oben bzw. umgekehrt

 

Gleichgültigkeit, Bequemlichkeit, mangelndes Interesse an Menschen und Dingen, an unsympathischen Menschen vorbei-, hindurch- oder von oben herab sehen

 

 

Der schräg ausweichende Blick

 

Fluchtreaktion des Schüchternen, Ängstlichen, allzu Bescheidenen; keine pupillarische Sicherheit, Schuldbewusstsein; „Ich kann’s nicht!“

 

 

 

 

Der schräge Blick nach oben

 

Erotische Verzückung für Dozenten

Ich find Dich toll!“

 

 

Verdrehen der Augen

 

Pantomime des Gequältsein, Unlustgefühle; „Nicht schon wieder das Gutachten!“

 

 

Horizontale Stirnfalte

 

Schreck, Angst, Begriffstutzigkeit; aber auch Staunen, plötzliches Begreifen

 

 

Spannungslos herabhängende Mundwinkel

 

Trauer, Enttäuschung, schmerzlicher Verzicht: „Ich stelle gerade fest, Jura ist nichts für mich!“

 

 

Gespannt heruntergezogene Mundwinkel

 

Aktive Haltung, entwertende Stellungnahme in Gestalt von Geringschätzung, Abscheu, Hohn, Neid, Missgunst, Ironie, Skepsis, Nörgelsucht, (kombiniert mit Lächeln: spöttische Verschmitztheit)

 

 

Das aufgelockerte (spannungsarme) Lächeln

 

Ausdruck naiv erlebter Freude ohne jede Beimengung, vorbehaltlose Anerkennung, Liebenswürdigkeit; „Es gefällt mir, was Du machst und wie Du bist!“

 

 

Anziehen des Kinns, Hochziehen der Schultern, Krümmung des Rückens

 

Bedrohung, Bemühen um Deckung, passive Schutzhaltung. „Lass mich in Ruhe hinter meinem Schönfelder!“

 

 

Aufrichten des Kopfes

 

Kein Bedrohtheitsgefühl, Student fühlt sich frei und sicher, Steigerung des Selbstgefühls, Tatbereitschaft, Selbstsicherheit, Unternehmungslust; „Ich bin bereit zur freimütigen Auseinandersetzung mit Dir!“

 

 

Steile Kopfhaltung

 

Unnahbarkeit; „Lass mich in Ruhe!“

 

 

Ruckartiges Zurückwerfen des Kopfes, Kinnspitze zeigt in die Höhe

 

Auseinandersetzungsbereitschaft, Kühnheit, Herausforderung, je nach Situation und Gesamtgebaren mutig, aufbrausend, hochnäsig; „Komm nur!“

Bei relativ ruhiger Zurücknahme des Kopfes: überlegen-autoritativ

 

Schlaffes Zurückfallenlassen des vorher gespannt gehaltenen Kopfes

 

Selbstaufgabe, aufgenötigte Willenshaltung, Aufgabe jeglichen Wollens, Ausgeliefertsein: „Hier mein Hals, beiß zu!“

 

 

Entspanntes Zurücklegen des Kopfes

 

Träge, passive Seelenhaltung, Sorglosigkeit, Träumerei, besinnliche Stimmung, Dösen, auf Einfälle wartend, hingebendes Genießen; „Ich bin gerade in der Südsee!“

 

Senken des Kopfes  

Unterwerfung, Selbstaufgabe, Demut,

Schüchternheit, schlechtes Gewissen; „Ich bin verlegen!“

 

Vorstrecken des Kopfes  

Interessiertheit; „Mal sehen, ob die Subsumtion rund läuft.“

 

 

Pendelndes Hin- und Herneigen des Kopfes (meist in Verbindung mit leicht angezogenen Schultern und heruntergezogenen Mundwinkeln)

 

Wechsel von Zu- und Abneigung, Unentschiedenheit, Skepsis; „Na ja!“, „Mal sehen, wie Du weiter machst.“
 

Hochziehen der Schultern

 

Gefühl des Bedrohtsein, Unsicherheit;

Nimm bitte den Nächsten dran“.

 

 

Senken der Schultern

 

 

Gefühl der Freiheit und Selbstsicherheit

 

 

Abwechselndes Heben und Senken

 

Zweifel, Bedenklichkeit; „Keine Ahnung!“

 

 

Vorpressen der Schultern

 

 

Schrecken, Angst; „Ich weiß es doch nicht!“

 

 

Erweiterung des Brustkorbs (Atmung!)

 

 

Kraftgefühl und Unternehmungslustigkeit wirkt u.U. prahlerisch, aufgeblasen

 

 

Einengung des Brustkorbs

 

 

Schwäche, Angst, Freudlosigkeit, Passivität

 

Spielende Hände

 

 

Nervosität, Befangenheit, Verwirrung

 

 

 

 

Hände liegen bei angewinkelten Armen vor dem Leib

 

 

Bereitschaft, gute Ausgangsposition für Angriff und Verteidigung, Selbstbehauptung, Selbstsicherheit

 

Auf der Brust gekreuzte Arme  

Partielle Isolierung, Abwarten, „sich zurückziehen“, Selbstfesselung (Wehrlosmachung), kann Herausforderung bedeuten, wenn Kopf zurückgeworfen, Blick nach oben und heruntergezogene Mundwinkel

 

Auf den Rücken gelegte Hände  

Gleichgültigkeit, Unhöflichkeit, oppositionelle Willenshaltung; kann kompensatorische Bedeutung annehmen, um Unsicherheit zu maskieren (Verlegenheitsbewegung)

 

 

Arme und Hände hängen an den Seiten zwanglos entspannt (nicht schlaff) herunter

 

 

Natürliche Ruhelage, Zuversicht, Gelassenheit

 

 

Schließen der Hand zur Faust

 

 

Sammlung, etwa geistiger Konzentration, Niederhaltung von Affekten, z.B. des Ärgers, Drang zur Aggression (Wut)

 

 

Erfassen der eigenen Hand, fortgesetzter Wechsel

 

 

Verzweiflung

 

 

Umfassen des Handgelenkes und Arme schützend an den Leib gedrückt

 

 

Verlegenheit, Befangenheit, Ängstlichkeit

 

 

Unter Anhebung der Arme werden die Hände so geöffnet, dass die Handteller nach oben zeigen

 

 

Friedliche Gesinnung, Unterwerfungsbereitschaft; wird oft vom Redner angewendet, um die Zuhörer wohlwollend zu stimmen

 

 

Hand wird unter gleichzeitigem Öffnen von oben steil, fast senkrecht nach unten bewegt, Finger werden gespreizt

 

 

Es soll etwas niedergehalten bzw. abgewehrt werden (z.B. wenn jemand Ruhe gebietet)

 

Hüftstütz; eine Hand oder beide Hände in die Hüfte stemmen  

Eine gewisse Herausforderung, Wunschziel, einen überlegenen Eindruck zu machen; in Verbindung mit breitbeiniger Stellung; Standfestigkeit, Selbstsicherheit, jedoch meist kompensatorisch

 

Anfassen des Ohrs

 

 

Leichte Befangenheit

 

Handhaltung an der Nase  

Pose sinnender Nachdenklichkeit, allerdings kein aktives Nachdenken, sondern passive Hingabe an Außenreize

 

 

Entspannte Hände werden so anein-andergelegt, dass die Fingerspitzen sich leicht berühren

 

 

Aufmerksamkeit, „Lauschen mit feinem Herzen“, Hingabe an fein nuancierte Eindrücke

 

Breitbeiniges Stehen mit mehr oder weniger stark durchgedrückten Knien  

Stellung wird eingenommen, wenn psychisches Gleichgewicht bedroht ist, starker Selbstbehauptungswille, Bedrohung von außen, Minderwertigkeitskomplexe, u.U. Starrsinn.

 

 

Schwach breitbeinig, Knie relativ locker, Gewichtsverteilung nicht ganz gleichmäßig

 

 

Trägt einer evtl. auftretenden Bedrohung Rechnung bei gleichzeitiger Elastizität und Wendigkeit

 

 

Tasten nach dem Gesicht in Abwechs-lung mit Stabilisierungsbemühungen (Hüftstütz, breitbeinige Stellungen)

 

 

Innerer Kampf zwischen Unsicherheit und dem Streben nach Festigung, Verlegenheitsgeste

 

Standbein-Spielbein-Stellung  

Psychische Entsprechung kann mehrdeutig sein:

1.   Bei selbstsicheren Studenten; ohne Bedrohtheitsgefühl, frei, Zuwendung zur Umwelt, psychische Wendigkeit.

2.   Als Pose, wenn Studenten den Anschein der Selbstsicherheit erwecken wollen.

3.   Bei Sorglos-Naiven mit kindlicher Arglosigkeit.

4.   Bei Studenten mit geringem Selbstbehauptungswillen, die es nicht wagen, einen festen Standpunkt einzunehmen bzw. keinen besitzen.

 

 

Schwer, breit, behaglich auf die ganze Sitzfläche setzen, nach Möglichkeit anlehnen

 

 

Völlige Sicherheit, Vertrauen zu einer augenblicklichen Umwelt, der Ruhe und Erholung, Geborgenheit, Unbekümmertheit.

 

 

 

 

Sprungbereites Sitzen, nur mit Teilen des Gesäßes auf der Sitzfläche, das Sitzen ist „provisorisch“ (=alarmbereites Sitzen)

 

 

Bedrohtheitsgefühl wie beim Misstrauischen und Ängstlichen, Vorbereitung zur Selbstbehauptung oder Flucht, innere Unruhe, Drang zur Aktivität

 

 

Geschlossene Sitzweise mit dicht aneinandergestellten Füßen und sich berührenden Beinen

 

 

So sitzen die Schülerhaft-Ängstlichen, die empfindlichen Einzelgänger, die Überkorrekten

 

 

Extrem geöffnete Sitzweise, mit formlos auseinanderklaffenden Beinen

 

 

Die Sorglos-Unbekümmerten, die Unbeschwerten, Ungezwungenen, die „Lass-mal-kommen-Prof-Studenten“

 

 

Übereinandergeschlagene Beine, die verknoteten Hände werden gegen die Knie gelegt, ganze Sitzfläche ist ausgefüllt

 

 

Selbstsicherheit, Lässigkeit, Unbekümmertheit. Selbstsichere Studenten nehmen diese Haltung auch in Gegenwart autoritativer Personen ein, um kein Unterlegenheitsgefühl aufkommen zu lassen. Unsichere Studenten nehmen diese Pose gerne ein, um sich innerlich zu stabilisieren.