Jetzt werden wir konkret! Bald werden Sie auch einer von „ihnen“ sein oder sind es vielleicht schon? Und welche Coleur macht Ihre Kollegen aus? Schauen Sie sich ein mal um im Kollegium!
Es ist von Nutzen, jeden Dozententyp mit einem Oberbegriff zu charakterisieren, um ihn Ihnen schlagwortartig schnell vor Augen zu führen. Er ist immer nur ein erster Anhaltspunkt zum Verständnis dieses Typs, ein einziges Hauptwort, das etwas über das Wesentliche aussagt, das einen treffenden Charakterzug wiedergibt. Die Unterschiede, Be- und Zuschreibungen versuche ich in der Individualisierung aufzuzeigen. Es sind allgemeine Muster, erschrecken Sie nicht. Kein Dozent entspricht genau dieser Benennung. Jeder Typ steht nie alleine, sondern immer mit Tendenzen zu einem oder auch mehreren anderen Typen. Aber wer den Oberbegriff liest, hat sofort eine Vorstellung von dessen positiven und negativen Zügen, seinen hervorstechenden Merkmalen. Die Betitelungen sind Grundmuster, und jeder einzelne Dozent ist eine individuelle Variation zu diesem Grundtyp. Nehmen wir das Beispiel „Rot”. Wir erkennen sofort, was wir darunter verstehen, jeder hat eine allgemeine Vorstellung davon. Es gibt aber -zig Einzelvariationen von Rot: karminrot, feuerrot, rosa, rötlich, ziegelrot, scharlachrot, rosenrot. Aber trotzdem wissen wir ziemlich genau und sicher, was jemand meint, wenn er von „Rot” spricht. Auch wenn wir nicht genau wissen, welche Rotfärbung genau gemeint ist, wissen wir, dass nicht gelb, blau oder schwarz gemeint ist. So ist es auch bei meinen Dozententypen. Der eine Kollege ist vielleicht „feuerrot”, der andere „rosenrot” aber beide gehören zu „Rot”.
Eine solchermaßen vorgenommene Typisierung birgt nun zwei wesentliche Gefah-ren: Erstens neigt man dazu, sich den Typ herauszusuchen, der man gerne wäre, aber nun mal nicht ist. Zweitens legt man sich aufgrund eines Types fest („Ich bin freundlich, also bin ich der Typ …“). Beide Gefahren sollte man kennen und immer im Auge behalten, um sie zu umschiffen.
Mit Hilfe der folgenden Hauptdimensionen der Persönlichkeit können sie sich selbst leichter einschätzen und ihre Kollegen besser einschätzen. Die typischen Persönlichkeitsmerkmale geben Aufschluss über Ihre eigenen Charaktermerkmale, geben Klarheit über ihre Stärken und Schwächen, Vorlieben und Abneigungen und damit Aufklärung über die Frage, ob Ihre Lehrtätigkeit zu Ihren eigenen Charakter- und Persönlichkeitseigenschaften beruflich und sozial passt. Ich wünsche Ihnen ein erfülltes Dozentenleben, egal als welcher „Typ“!
Dringt gern in juristisches Neuland vor, leider zu häufig ohne juristischen Kompass und Navi. Bei seinen Vorstößen verliert er oft seine Studenten, die er dann allein zurücklässt. Eine Abart des „Beau“, der allerdings immer noch auf die Jagd geht nach Eskapaden und Liebschaften und sich nicht mit der Eitelkeit begnügt. Bei seinen Robisonaden bleibt er wie dieser oft allein sitzen auf seiner juristischen Insel und wartet vergeblich auf den rettenden „Freitag“.
Er zeigt Lust an Mode, Sprache und Betriebsamkeiten, die seinem vorgerückten Alter keineswegs mehr entsprechen. Sieht nicht die Gefahr der Lächerlichkeit und Peinlichkeit, wirkt aus der Zeit gefallen. Beherrscht zwar noch sein juristisch geistiges Handwerk, hat aber den kritischen Blick auf sich selbst verloren. Sein Selbstbewusstsein bezieht er über das Medium weit zurückliegender Erinnerungen aus interessanter und attraktiver Dozentenzeit, zwei Attribute, die in seinem Alter nicht mehr häufig vergeben werden. Man sollte ihm Oscar Wilde‘s Erkenntnis zurufen: „Die Tragödie des Alters beruht nicht darin, dass man alt, sondern dass man jung ist.“ Soll heißen: Die Gedanken bleiben frisch, während die Haut Falten wirft, fleckig wird und der Gang flach und schlurfend. Geist und Körper gehen getrennte Wege, was der alte Narr aber leider nicht bemerkt.
Verschenkt gerne Eis an die Studenten, um sich „lieb Kind“ zu machen, schmeichelt sich mit falschen Komplimenten ein. Zeigt ein unwürdiges Verhalten, aus dem er seinen Nutzen ziehen will. Böse Kollegen nennen ihn den „Schleimer“. In seinen Vorlesungen lockt er sirenenhaft mit „leichten“ Klausuren, die dann nicht selten hammerhart sind. Erzählt nette Stories, die weit entfernt sind von schwierigen juristischen Streitständen und macht nicht selten früher Schluss mit seinen Ausführungen. Leider erkennt er nicht, dass die Studenten ihn schnell als „Einschmeichler“, der damit nur seine Unsicherheiten maskieren will, durchschaut haben.
Er ist eitel und putzsüchtig, umgibt sich gerne mit fremdem Wissen und Ideen, die er dann als seine eigenen verkauft, liest sich etwas an und denkt an Thomas Mann: „Wenn es gut ist gehört es auch mir! Ich nehme für mich nicht in Anspruch Erfinder zu sein!“ Umgibt sich gern mit Intellektuellen und Höhergestellten. Flaniert über Flure und durch Hörsaalreihen, will mehr Dozent sein als er wirklich ist. Stolpert der „Schickimicki“ hinterher, will dozentisch schicker sein als schick. Er zeigt ein leichtes würdeloses Bemühen um Anerkennung, spielt sich mit Vorzügen auf, die er in Wahrheit nicht besitzt. Leicht hochmütig verachtet er alle Menschen mit Ausnahme der eigenen Person, und auch die erkennt er alsbald als schwankend zwischen dem Bestreben, sich plusternd fremdfederbestückt zu präsentieren und dem, sich ängstlich zu verstecken.
Da kommt er! Zieht euch warm an! Wegducken! Er übt Macht und eine strikte Kontrolle über „seine“ Studenten aus, gibt Anordnungen ohne Begründungen, gängelt die Studenten, um sie zu „seinem“ Ziel zu führen und praktiziert eine imperative Haltung (Caesar mit Lorbeerkranz). Hat die Eigenschaft, die Studenten bis zur verletzenden Form zu tadeln, während er sich im Kollegium jovial und verbindlich zeigt in einer „Als-ob-Kollegialität“. In den Hörsälen und Seminaren, bei Referaten und (seltenen) studentischen Redebeiträgen herrscht eine Atmosphäre der Angst, Beklemmung und Gedrücktheit, eine passive Konsumhaltung, bei der sich Studenten durch wenig Ideen und Originalität ihrer Beiträge auszeichnen. Er löst eine Behinderung der Selbstbestimmung, Selbstwerdung und Selbstverwirklichung aus, mehr Abrichtung als Aufrichtung wird konditioniert. Er fühlt zu allem anderen als juristischer Mündigkeit, viel mehr zu Autoritätsgläubigkeit.
Für ihn ist jede Lehrstunde ein Auftritt vor gefangenem Publikum. Er spricht fremdwortgesättigt Wörter, die er gleich selbst mit wichtiger Miene ins Alltagsdeutsch übersetzt und biedert sich mit einem Schwall von Anglizismen bei seinem jungen Publikum an. Der Hörsaal ist seine Bühne, auf der er mit durchgedrücktem Kreuz und eingezogenem Bauch seine Dozenten“rolle“ spielt. Er schart meist eine Anzahl hübscher Amanuenses um sich. Im Kollegium läuft er unter „Geck“ oder „der Stutzer“.
Gilt im Kollegium als Bedenkenträger und Studierstubentyp. Er beobachtet alles mit hoher Wahrnehmungsfähigkeit und Einsicht, ist geistig rege, wißbegierig, gründlich und beseelt von Wissenschaftsdrang. In Konferenzen stellt er meist die richtigen Fragen und blüht auf in den juristischen Hochreck-Themen und bei den Kollegen, die seinen Geist fordern. Bei Meinungsverschiedenheiten wird er oft schroff und zynisch – andere sind eben „zu dumm“ und können ihm auf seinen Höhenflügen nicht folgen. Als unabhängiger Denker kommt er auf originelle, manchmal visionäre Ideen und kann voraussagen, wie eine Kette von Ereignissen wahrscheinlich verlaufen wird. Durchdenkt alles bis ins Detail, statt mal entschieden zu handeln. In Vorlesungen sieht er die Dinge in ihrer „Ganzheit“ und stellt theoretische Zusammenhänge her, die Studenten häufig überfordern, vertieft sich aber auch in Details und geht lieber etwaigen Deutungen und Eventualitäten nach als den für die Klausuren tatsächlich notwendigen Fakten. Seine Aufmerksamkeit ist weniger auf die studentische Außenwelt gerichtet, seine Arena ist seine Gedankenwelt. Er neigt zu Gedankenverlorenheit und Überbetonung des Analytischen. Er wäre gerne allwissend, nicht nur auf juristischem Gebiet, und hätte gern auf alle Fragen die Antworten, die er selbst seinen Studenten oft schuldig bleibt. Korrigiert andere gern und setzt ihnen zu, das zu tun, was er selbst für das Richtige hält, nörgelt viel und ist erst zufrieden, wenn Vollkommenheit erreicht ist. Für Studenten des Anfangs als „Hochreckturner“ ungeeignet, für Seminare aber prädestiniert. Sein Grundbedürfnis ist es, die Welt zu verstehen, seine Grundangst: Von anderen geistig überwältigt zu werden.
Ist oft zu eifrig in Worten und Taten, aber immer in bester Absicht. Gibt gutgemeinte Versprechen ab, die er oft nicht einhalten kann. Beschreibt eine Abkürzung, findet dann aber selbst den Weg nicht. Kommt mit einem Füllhorn von Ideen, die dann aber meist andere umsetzen sollen. Er macht sich stark für die Studenten! In allen Gremien der Hochschule ist er zu finden. Er vertritt die Interessen der Lehrenden und Studenten ausgewogen.
Er ist der aufgeschlossene, empfängliche, selbstlose Dozent, der sich gut in andere einfühlen kann. Sich selbst vertrauend und im Frieden mit sich und seinem Leben geht er in den Hörsaal. Er ist geduldig, ein guter Zuhörer, eben der richtig „Nette“. Kollegen und Studierende fühlen sich wohl in seiner Nähe. Im Kollegium sorgt er für Harmonie und bringt verfeindete Fraktionen an einen Tisch, vermittelt im Streit zwischen eigenen Studierenden und ihren Notengebern und kann auch trösten. Er gibt sich würdevoll, da er sein Dozentendasein dankbar angenommen hat. Negativ fällt bei ihm auf, dass er entscheidungsschwach und bei wichtigen Diskussionen oft zu zurückhaltend agiert. Probleme werden schöngeredet, da ihm Konflikte und Streit aus der Ruhe bringen. Er rationalisiert viel und gerne und neigt zu Wunschdenken. Nicht selten leugnet er einfach, dass es Probleme überhaupt gibt. Er läuft Gefahr, zu passiv und unengagiert zu sein, wenn Konflikte auftreten, weil er seine Aufmerksamkeit zu wenig auf die Wirklichkeit, mehr auf seine „Idealvorstellung“ von ihr ausrichtet. Ihm genügen Routinearbeiten. Es besteht die Gefahr, dass er seine Person zu stark zurücknimmt, um den Frieden zu wahren. Seine Grundangst besteht darin, in Streit zu geraten; sein Grundbedürfnis darin, sich mit anderen zu vereinen.
Wenn du willst, dass etwas schnell verbreitet wird, vertraue es ihm an unter dem Siegel absoluter Verschwiegenheit und mit dem Finger auf dem Mund „streng vertraulich“. „Ich habe aus streng vertraulicher Quelle, …“, „Was, du hast noch nicht gehört, dass ….“, „Auf keinen Fall weitersagen.“ Es verbreitet sich garantiert wie ein Lauffeuer. Er erdichtet falsche Nachrichten und Ereignisse (neudeutsch Fake News). Handelt unter Missachtung des guten Rufs von Kollegen, ein typischer Verleumder und Repräsentant übler Nachrichten. Hat den Trieb, Kollegen Gemeinheiten nachzusagen in der Fehlannahme, durch sie „interessant“ und „informiert“ zu wirken. Das Ondit (von französisch „on dit“, „man sagt“) ist sein Eingangsstatement, auf deutsch „Klatsch“, aus der Soldatensprache „Latrinenparolen“.
Er genießt in vollen Zügen die letzten Semester seiner juristischen Laufbahn, froh und zufrieden über sein erfülltes Dozentenleben. Seine Vorlesungen sind humorvoll, reich an rechtsdidaktischen Höhepunkten, die er aus seinem jahrzehntelangen Erfahrungsschatz schöpft. Er weiß, wie man Studenten nicht nur lehrt, sondern auch unterhält. Ab und zu blitzt ein Tropfen Wehmut auf über das, was so schön für ihn war und nun zu Ende geht. Er ist weniger auf der Suche nach den neusten BGH-Entscheidungen, weit weg von Meinungsstreitereien und Forschung, mehr auf der Suche nach Genuss, Konsum, Kultur und Reisen. Er sieht gelassen und freudig seiner Pensionierung entgegen und … mit tränendem Auge dem Tag seiner letzten Vorlesungsstunde.
Sein Selbstgefühl: „Ich bin ein mitfühlender, liebevoller Dozent. Ich bin der anteilnehmende, aufrichtige, warmherzige, verständnisvolle und ermutigende Kollege, der gebraucht werden will.“ Den Studierenden bietet er immer seine Hilfe an, ist ihnen gegenüber einfühlsam und voller Mitgefühl, in jeder Hinsicht wohlmeinend und großzügig. Neigt etwas zu sehr zum Kumpeltyp. Er hat Mitleid mit „seinen“ „Studis“, wie er sie liebevoll nennt. In Prüfungen und Benotungen spielt er oft den „Papa gnädig“. Wenn sein „Ich“ angegriffen wird, muss es verteidigt werden, dann gerät er in Konflikte mit Kollegen und Studierenden über die Lehr-Lernrealität und mit sich selbst. Negativ fällt auf, dass er manchmal etwas wichtigtuerisch und aufgeblasen daherkommt. Seine Grundangst ist, ungeliebt und unerwünscht zu sein.
Er ist einfach nur arrogant, eingebildet, unnahbar und aalglatt, womit fast alles schon gesagt ist. Was fehlt, ist die Tatsache, dass er eine Schneise der Kälte hinterlässt auf seinem Raubtiergang durch die Studentenreihen und auf den Fluren der Hochschule. Baut schlecht Vertrauen auf, da er immer skeptisch ist und hinter jeder Kritik einen Angriff auf seine Person, seine Kompetenz und seinen Aufstieg zum Olymp vermutet, entwickelt keinerlei Zusammengehörigkeitsgefühl, weder mit den Studenten noch mit seinen Kollegen, von denen er oft „geschnitten“ wird. Er ist eins der besten Pferde auf der karrieristischen akademischen Rennbahn (französisch: carrière, Rennbahn).
Sitzt wie eine Muräne in seiner bösartigen Dozentenhöhle mit dem Messer zwischen den Zähnen und lauert auf seinen nächsten tödlichen Biss. In Examina hat er sich die studentische Auszeichnung „Kopf-ab-Prüfer“ erworben. Von Studenten hat er zum Geburtstag das Geschenk eines Stempels mit dem Aufdruck „mangelhaft – 3 Punkte“ anonym auf das Pult gelegt bekommen. Geht kein Jota von seiner Auffassung ab, dass die Studenten einfach „zu faul“ seien und er nicht dafür da sei, diese Faulheit auch noch zu prämieren. Nicht er, sondern die Studenten seien ausschließlich selbst Schuld an ihren schlechten Noten.
Er ist der in sich gekehrte, melancholische, taktvolle, diskrete und respektvolle Dozent, der einen ausgefeilten Geschmack hat. Eine starke Persönlichkeit, mit Zügen eines Individualisten. Seinen inneren und seinen angelesenen didaktischen Entfaltungen lässt er Zeit zur Entwicklung. Kollegen und Studierenden gegenüber ist er wahrhaftig und aufrichtig, sich selbst gegenüber immer treu. Vorlesungen gestaltet er überaus kreativ, bringt Allgemeines und auch Persönliches zum Ausdruck, auch wenn seine Studierenden nicht immer verstehen, wohin er gerade in der juristischen Landschaft unterwegs ist. Er intensiviert seine Lehrstunden durch Fantasie, Imagination und starke Emotionen und hebt sich dadurch wohltuend von den BGH-Jüngern und Lehrbuchpredigern ab. Negativ fällt auf, dass er Stimmungsschwankungen unterworfen ist, leicht verletzbar und emotional verwundbar ist. Im Kollegium gilt er oft als Sonderling und wird leicht zum Außenseiter. Nicht selten ist er von Versagungsängsten gepeinigt und empfindet Neid auf Kollegen, weil sie so normal und unbekümmert wirken. Sein Grundbedürfnis besteht darin, sich selbst verwirklichen zu können. Sein Selbstgefühl sagt ihm: „Ich bin ein sensibler, intuitiver Mensch, nehmt etwas Rücksicht auf mich.“.
Er tut so, als sei er noch Student, der neben seinen Studenten auf der Hörsaalbank sitzt. Hat aber meistens nicht mitbekommen, dass da eine andere Generation sitzt, die eine andere Sprache spricht und deren Kommunikation ebenso auf einer anderen Schiene läuft, so wie ihre junge Mode einem Wandel unterlegen ist. Er ist äußerst loyal seiner Hochschulleitung, seinen Kollegen und den Studenten gegenüber, liebenswürdig und freundlich zu „seinen Studis“, neigt allerdings zu einer gewissen Einschmeicheleisucht. Er will beliebt und gemocht sein, sucht Beifall zu finden, nimmt schnell Partei und verteidigt die „eigene Truppe“ auf beiden Seiten des Katheders verlässlich. Nachteilig fällt auf, dass er sich schnell mit Autoritätsfiguren identifiziert, unter Minderwertigkeit leidet und Auseinandersetzungen gern ausweicht. Seine Grundangst besteht darin, verlassen zu werden, sein Grundbedürfnis, Sicherheit zu haben. Sein Selbstgefühl signalisiert: „Ich bin ein liebenswerter verlässlicher Mensch.“.
Er ist der selbstbewusste, energisch zupackende, ehrgeizige Kollege. Nimmt die Dinge in die Hand. Er findet sich nicht zu Unrecht begehrenswert , ist er doch meist attraktiv, kommunikativ, charmant und bei Studenten und im Kollegium gleichermaßen beliebt. Andere möchten wie er sein, verkörpert er doch im Team und im Hörsaal oft auf irgendeine Weise überragende Qualitäten. Er ist mit sich selbst zufrieden und erfüllt von hoher Selbstachtung, da er an sich und sein Können glaubt, will immer beeindrucken und setzt sich oft „in Szene“. Mit seiner Inspirationsfähigkeit versteht er es, andere zu motivieren, ja, zu begeistern, was ihm bei Wahlen zu Gremien oft zustattenkommt. „Siegertum“ ist ihm wichtig, wird eben gerne zum Führer ausgerufen. Negativ fällt auf, dass er sehr stark zu Konkurrenzdenken neigt, sich gern über andere erhebt, ab und an exhibitionisch und arrogant agiert. Attribute „Seht mich doch an!“, „Ich mach das schon!“ Als „Chamäleon“ bedient er sich oft der Sprache, Mode und der Themen, die gerade „in“ sind, was ihm unter Kollegen den Vorwurf der doppelzüngigen Heuchelei einbringt. Hinter seinem Rücken fällt manchmal der Satz: „Dieser narzisstische, anmaßende Kollege fühlt sich wohl als etwas Besseres!“. Er leidet an emotionalen Defiziten, die allerdings durch seine hervorragende Fähigkeit zu studentischer Interaktion und Anpassung verdeckt werden, was ihm immer wieder durch gute Evaluationen gespiegelt wird. Es ist ihm ein gewisses Maß an Faulheit, zumindest Trägheit bei der eigenen didaktischen wie rechtswissenschaftlichen Weiterentwicklung eigen, die Imagepflege ist ihm wichtiger. Seine Grundangst besteht darin, abgelehnt zu werden, sein Grundbedürfnis, bestätigt zu werden. Sein Selbstgefühl strahlt aus: „Ich bin ein beneidenswerter, beliebter Dozent.“.
Als Generalist ist er der Gegenspieler vom Perfektionisten, er sieht nur den ganzen Wald, aber keine Bäume mehr. Anders als der „Macher“ hat er für die Hochschule eigentlich gar keine Zeit. Sie ist ihm im Grunde genommen lästig, er sieht immer das große Ganze (den Wald) und er fühlt sich zu höheren Aufgaben berufen. Er gehört zu den Menschen, die oft erstens, zweitens, drittens sagen und meist nach erstens kein zweitens folgen lassen. Er ist dem aktiven „Machertyp“ insoweit ähnlich, als er Herausforderungen liebt und gern kommandiert. Er ist initiativ und sorgt immer dafür, dass sich etwas bewegt. Kollegen und Studenten suchen Rat und Hilfe bei ihm. Gebieterisch und tonangebend schreitet er durch Flur und Hörsaal und genießt die Hochachtung Anderer. Hat im Laufe seiner Karriere seine Willenskraft wie Muskeln trainiert, ist entscheidungsstark und hat ein starkes Ego, weicht keinen Zentimeter bei Meinungsstreitereien zurück, will vielmehr Kollegen in den Gremien und Studenten in Diskussionen gerne aus dem Gleichgewicht bringen. Er ist Herr über sein Selbst, wagemutig, ja abenteuerlustig und verwegen, um als Captain einen größeren Horizont zu gewinnen. Im Maschinenraum arbeiten können die anderen. Als geborener „Führer“ ist er auch großmütig, nutzt seine Macht rechtschaffen und konstruktiv, nie „hinterfotzig“ und setzt sich entschieden besonders für sich, aber auch für andere ein. Er macht sich stark für die Studenten, sitzt in allen Gremien der Hochschule und vertritt hier die Interessen von Studenten und Dozenten ausgewogen. Für ihn besteht allerdings die Gefahr, zu denken, er könnte alles alleine stemmen. Gerät manchmal in soziale Konflikte, da er in Planung, Organisation und Führung als „Besserwisser“ oft auf Konfrontationskurs liegt. Seine Grundangst besteht darin, sich unterordnen zu müssen. Sein Grundbedürfnis ist, immer mitentscheidend dabei zu sein. Sein Selbstgefühl sagte ihm: „Ich bin ein starker, selbstbewusster und selbstbeherrschender Mensch.“.
Sein Motto für die Studenten lautet: „Es steht alles im Gesetz! Ihr müsst es nur richtig lesen und sezieren können.“ Die Meinungsstreitereien von „abwegig“, über „Mindermeinung“, „gerade noch vertretbar“, „vertretbar“, „herrschende Meinung“ bis „allgemeine Meinung“ sind ihm ein Graus. Den Brecht‘schen Satz: „Lies das Gesetz, du bist betroffen, die meisten Fragen bleiben offen!“, kehrt er in sein Gegenteil um. „Lies das Gesetz und Du findest das Recht!“ Studenten sind ihm gegenüber hilflos, denn für Klausuren benötigen Sie mehr als der „Minimalist“ in Vorlesungen gibt. Sein Selbstgefühl sagt ihm: „Ich und das Gesetz sind maßgebend. Alles andere ist überflüssig.“.
Kann alles, aber nichts so richtig. Möchte am liebsten jedes Fach lehren von BGB AT über StGB bis Zwangsvollstreckung. Ein typischer „Hans-Dampf-in-allen-Gassen“, im Kollegium scherzhaft „Allround Dilettant“ gerufen, weil er meint, jede Position auf dem juristischen Spielfeld spielen zu können, aber eben keine vollendet. Er ist charmant, liebt Vergnügen, ist umtriebig, einfallsreich, erfinderisch und produktiv. Wenn er gerade mal keinen Einfall hat, klaut er sich schnell bei einem anderen eine Idee, mo(g)delt sie etwas um und verkauft sie gutgelaunt als seine eigene. Negativ fällt auf, dass er bindungsunwillig ist, die Abwechslung liebt und eine Neigung zu Unzuverlässigkeit zeigt. Er verliert schnell das Interesse an Personen, Dingen und Themen und fliegt flugs weiter von Hörsaal zu Hörsaal.
Er erlebt nur das als real, was in seinem Inneren existiert. Die Erscheinungen in der akademischen Außenwelt besitzen für ihn keine Realität und werden von ihm ausschließlich darauf bewertet, ob sie für ihn selbst von Nutzen sind. Er ist unfähig, sich in Studenten oder Kollegen einzudenken, er gebraucht sein Gegenüber nur als Echo für sich. Die einzige Realität, die es für ihn gibt, ist ER als Star-Dozent. Der eitle „Beau“ achtet wenigstens noch darauf, wie er bei seinem Gegenüber ankommt, dem Narzisst ist auch das egal.
Kennt vorwiegend nur seinen Zeigefinger, der ausschließlich in zwei Richtungen zeigt: Kerzengrade erhoben: „Achtung! Alle mal herhören, Ruhe im Hörsaal.“ Hier „komme ich!“ und ausgestreckt: „Hier geht’s lang! So wird’s gemacht! Nur meine Meinung zählt!“ Neigt stark zur Besserwisserei und liebt als Sprachgoldwagenbetreiber den Tanz auf den Tatbestandsvulkanen.
Er verkörpert das apollinische Ideal des tugendhaften Strebens nach Vollkommenheit und Vortrefflichkeit, tritt methodisch sicher und immer gut organisiert, perfekt vorbereitet vor seine Studenten. Gibt seinen Vorlesungen den letzten brillanten juristischen Schliff, kommt bei seinen Studenten aber oft als „Vom Hölzchen-aufs-Stöckchen-Springer“ an, dem die Rechtsdidaktik nicht an der Wiege gesungen worden ist. Ist nicht zu Späßen aufgelegt, hält seine Gefühle zurück und seine Impulse unter Kontrolle. Streng logisches Denken, vernünftig und diszipliniert, prinzipientreu. Wird in Konferenzen gern mit der Ausarbeitung und Ausformulierung gemachter Vorschläge betraut. Wirkt leicht unterkühlt und antiseptisch, denkt und lehrt zu deduktiv, der Fall spielt eine zu „verachtende“ Rolle. Nimmt häufig eine Zweiteilung vor in Richtung Richtig und Falsch, Oben und Unten, die Zwischentöne liegen ihm nicht. Verfügt über hervorragendes Urteilsvermögen, ist ein Gedächtnisakrobat. Von Kollegen und Studenten geschätzt, aber nicht geliebt. Neigt zu Zwanghaftigkeit und Intoleranz gegenüber allem, was nicht so perfekt ist wie er. Und im Gegensatz zum Manager sieht er nur die Bäume, nicht den juristischen Wald.
Er leidet an Anstand und Höflichkeit und feinerer Lebensart. Er „isst“ mit den „Fingern“ und „trinkt“ aus der „Flasche“, vernachlässigt Körper und Aussehen. Ihm ist es egal in welchem Look er den Hörsaal betritt, hält starr an gemeinen, flegelhaften Worten und Taten fest. Seinetwegen mag er im Kollegium und in der Studentenschaft gern übel beleumundet sein, auch das ist ihm egal. Pöbelt gern herum, lacht laut mit weit aufgerissenem Mund und leicht ordinärem Touch. Er ist vielen Kollegen „einfach“ peinlich, aber keiner getraut sich, ihm die Wahrheit zu sagen, nur hinter vorgehaltener Hand wird gemunkelt, dass „er riecht“. Es ist ein Kollege ohne Fingerspitzengefühl, ein „Taktloser“, der immer den rechten Zeitpunkt verpasst, was für den Betroffenen unangenehm ist. So klatscht er im falschen Moment und kommt zu Konferenzen und Einladungen immer zur Unzeit, nämlich zu spät. Auch reißt er aus dem Zusammenhang gerissen Witze, die Aufsehen auf ihn lenken sollen, aber schlecht inszeniert und oft nur peinlich und ärgerlich sind. Seine Grundangst besteht darin, gemocht zu werden, sein Grundbedürfnis: Als „verkommen“ akzeptiert zu werden. Sein Selbstgefühl: „LMAA! Ihr könnt mich alle mal…“.
Er ist der aufgeschlossene, alles spannend und machbar findende Tausendsassadozent, orientiert an der realen Welt des Greifbaren und Alltäglichen. Im Kollegium wegen seiner vielseitigen Begabungen, seiner zupackenden Art und seiner virtuosen Talente beliebt. Er ist anregend, von erfrischender Lebhaftigkeit, voller Spannkraft. Eine Frohnatur, lebensbejahend, was auf seine Studierenden befruchtend wirkt. Hyperaktiv, enthusiastisch und produktiv stürzt er sich unablässig in didaktische Aktivitäten mit einem starken Hang weg vom Theoretischen hin zum handwerklich Praktischen. Er war vor seinem Dozentendasein meist Richter, Rechtsanwalt oder Staatsanwalt. „Da hat man das in der Praxis immer ganz anders gemacht, nicht so abstrakt und abgehoben.“ Ja klar, es hat funktioniert, aber keiner wusste so genau warum. Er ist für die Lehre nur beschränkt tauglich, da nun einmal auch theoretisches Wissen auf dem Lehrplan steht und nicht nur „Praxis! Praxis! Praxis“. Als Trendsetter und stark Extrovertierter schart er immer „Freunde“ hinter sich. Negativ fällt auf, dass er zu Ausschweifungen und Impulsivität neigt und Übermäßigkeit und Hysterie ihm nicht ganz fremd sind. Seine Grundangst: Liebesentzug und Depressivität, sein Grundbedürfnis: Zufrieden und glücklich zu sein. Sein Selbstgefühl suggeriert ihm: „Ich bin ein glücklicher, leidenschaftlicher und handfester Mensch.“.
Er ist kein juristischer Löwe, dafür aber ein rechtsdidaktischer Fuchs. Bekränzen sollte man ihn mit Lorbeerblatt und Ölzweig, denn er bringt seinen Studenten etwas bei. Seine Vorlesungen sind immer rappelvoll besetzt. Nimmt er Aufstellung am Katheder, tritt schlagartig Ruhe ein. Es geht ihm darum, Ordnung im Recht zu schaffen, Übersicht in das Viele zu bringen und seinen Studenten den „Ariadnefaden“ in die Hand zu legen, damit sie durch das Paragrafenlabyrinth hinausfinden. In die Irrgänge des Minos können die Kollegen ihre Studenten schicken, er nicht. Es geht ihm darum, die juristische Welt für sie studentengerecht zu vermessen in links und rechts, oben und unten, eben zu vereinfachen. (Stichwort Manhatten: right and left, up and down). Hat immer zwei Fälle im Dozentenzylinder: den einen, den er den „klassischen Normalo“ nennt, und den anderen, der kometenhaft am Rande des Gesetzes wandert und nicht weiß, ob er noch hineingehört oder schon außerhalb seine Bahn zieht, den „Exoten“. Er weiß als Fuchs, dass die stärkste Wirkung auf das Gedächtnis der Studenten ihre Vorstellungskraft und besonders ihre Erinnerung ist. Deshalb: Fälle, Fälle und nochmal Fälle… und die gepfeffert mit Humor. Das bleibt hängen! Für ihn lehrt im Hörsaal der Fall. Am Schreibtisch genügt das Lehrbuch.
Er ist ein unkonzentrierter, oft geistig abwesender, gedankenverlorener, fahriger, manchmal kopfloser „Professor Unrat“. Bei Rückgabe einer „mangelhaften“ Klausur sagt er: „Gute Leistung, mein Lieber.“ Er vergisst häufig die Vorlesungs- oder Konferenzunterlagen und ist immer im falschen Raum. Zuspätkommen ist sein Eingangsstatement. Er zieht sich mehr ins Verborgene zurück und schätzt das Private. Er ist kaum zu sehen, entfaltet wenig Präsenz und betrachtet die Studenten als Statthalter seiner eigenen einstigen, aber verblichenen vitalen Bedürfnisse. Auf seiner Stirn könnte stehen: „Ich bin der stille Teilhaber. Holt mich aus meinem Schneckenhaus bitte nicht heraus.“ Den Studenten gegenüber signalisiert er: „Tut mir nichts, ich tue euch auch nichts!“ Er ist ein Taktloser, ein Mensch ohne Fingerspitzengefühl, ein Unzeitgemäßer, der immer den rechten Zeitpunkt verpasst.
Er legt ein passives Leiterverhalten an den Tag, er lässt vieles einfach laufen. Es herrscht eine Nachgiebigkeit ohne Eingreifen. Er ist ein Missversteher demokratischen Dozentenverhaltens, er praktiziert die Gleichgültigkeit des Dozenten aus Resignation oder demutsvoller Icheinschätzung oder zur Tarnung seiner indifferenten Einstellung gegenüber der Gruppe; er hat erhebliche Kontaktschwierigkeiten. Bei den Studenten herrschen Ratlosigkeit und Unsicherheit; es ist eine allmähliche Verwahrlosung der Gruppe festzustellen, der Zerfall der Gruppe droht. Es herrschen Rivalitäten und Klickenbildung vor, es tritt sehr rasch eine Fraktionierung innerhalb der Gruppe ein. Die Studenten fühlen sich nicht ernst genommen. Sein Stil löst mitmenschliche Beziehungen auf, die Studenten wünschen vermehrt autoritären Führungsstil. Er sitzt im Schneckenhaus seines Egos und seiner juristischen Lehre und fährt seine Fühler zu selten zur Berührung seiner Studenten aus. Seine Grundangst: Gefordert zu werden, sein Grundbedürfnis: „Lasst die Studenten machen!“ (Laissez-faire).
Er drückt sich in endlosem und unkontrolliertem Geschwätz aus, und wenn es jemand mit ihm aushält, dann lässt er ihn überhaupt nicht mehr los. Er leidet an einer Unbeherrschtheit im Reden. Sein Gegenüber, egal ob Student oder Kollege, kommt nie zu Wort und wenn … dann wird er sofort unterbrochen. Er redet die Leute reihum tot und jedes Thema breit. Motto: Lall und Schwall. Seine Vorlesungen finden nie ein Ende, der notwendige Klausurenstoff versandet im Dauergerede, die Studenten kommen nie zu Wort und sind auf Lehrbuch und Skript zurückgeworfen. In Konferenzen zieht er rednerische Dauerschleifen, kommt vom Hölzchen aufs Stöckchen, und wenn das Ende naht, hat er garantiert noch einen Beitrag zu leisten. Das Augenrollen sämtlicher Kollegen sieht er nicht, weil er nur sich und seinen Redebeitrag im Auge hat. Seine Grundangst: Unterbrochen zu werden, sein Grundbedürfnis: Reden zu können und gehört zu werden.
Er hat geistig immer den Professoren- oder Doktorenhut auf und versteigt sich immer höher und höher im rechtswissenschaftlichen Theoriebaum. Er klettert von Ast zu Ästchen, so hoch – kein Student kann ihm mehr folgen. Verliebt ist er in seine Forschertätigkeit, schreibt sich die Finger blutig im Drang nach rechtswissenschaftlicher Reputation. Die Studenten stören ihn dabei nur, er zählt seine Veröffentlichungen, nicht seine Lehrerfolge. Dozentendasein ist für ihn, der Rechtsprechung und Literatur zu dienen. Das Lehren ist nur ein übles Beiwerk seines professoralen, über den juristischen Werken schwebenden Gottseins. Er verehrt die Literatur, betet die Götter des BGH an und bügelt im Kollegenkreis alles Gegenläufige hochnäsig als Mindermeinung und „abwegig“ brüsk ab. Seine Grundangst besteht darin: In der juristischen Welt übersehen zu werden, sein Grundbedürfnis: Einmal vom BGH zitiert zu werden. Sein Selbstgefühl: „Nur ich vertrete die reine juristische Lehre.“.
Zu diesem Dozententypus fallen einem so viele Synonyme ein wie Sternschnuppen im August vom Himmel fallen: Heuchler, Mime, Schauspieler, Gaukler, Fakir, Scheinheiliger, Gleisner, Fälscher, Simulant, Vorschützer, Vorgeber, Pharisäer, Täuscher. Alle sind negativ konnotiert und doch haben wir alle, die wir dozieren, etwas von ihnen in unserem Lehren. Jeder Dozent ist das Produkt seiner Lehrer in der Schule, seiner Dozenten und Professoren an der Uni, seiner Repetitoren, seiner Referendarausbilder, von denen er jeweils Teile ihres Lehrens bewusst oder unbewusst in seinen Lehrstil eingebaut hat. Der Verstellungskünstler ist sich im Gegensatz zu anderen nur bewusst, dass er fremden Stil abkupfert und sein Lehren in ihn verhüllenden Persönlichkeitsimitationen präsentiert. So bleiben diese ureigenen Dozenten im Schatten anderer Dozentennaturen und unter dem Einfluss fremder Gedanken und Naturelle. Sie übernehmen Wörter, Sätze, Mimik, Gestik und Schlüpfen in übernommene Lehrstile, ohne dass diese im eigenen Kopf didaktische Bearbeitung oder im eigenen Charakter zumindest hinhaltenden Widerstand gefunden haben.
Er ist der soziale, integrative, partnerschaftliche, kooperative Star. Allein schon die adjektivische Aneinanderreihung – sozial, integrativ, kooperativ, partnerschaftlich – jagt einem die Hochachtung ins Rückgrat. Da kommt seine Eminenz, die purpurgewandte Koryphäe unter allen Dozenten. Er behält in Anlehnung an „Autoritäten“ die Führung in seinen Lehrveranstaltungen, gibt aber viele Hilfen, Informationen zum richtigen Lernen und positive Verstärkungen, um „seinen“ Studenten die Mitarbeit und das Mitdenken zu ermöglichen. Die Studenten sind nicht sein Echo, sondern seine Partner im Lehr-Lern-Prozess, die er vor gutem rechtsdidaktischem Hintergrund durch behutsame Lenkung zum selbstständigen Studieren bringen will. Er strahlt eine rational und didaktisch begründete Autorität aus (nicht die von Amts wegen), regt, wie vom „Repetitor“ gelernt, durch ständige mit Humor gewürzte Fallbeispiele zur Eigenständigkeit an, fordert kreatives Verhalten und lehrt in einem entspannten, angstfreien Klima. Er wirkt auf die Persönlichkeitsentwicklung seiner Studenten hin und erreicht so die erstrebte Mündigkeit. Mehr geht nicht!
Der Dozent,
der nicht dozieren kann
und weiß, dass er nicht dozieren kann?
Du bist ein Rosstäuscher –
die Studenten sollten Dich fliehen!
Der Dozent,
der nicht dozieren kann
und nicht weiß, dass er nicht dozieren kann?
Du bist ein dozentisches Kind –
die Studenten sollten Dich lehren zu lehren!
Der Dozent,
der dozieren kann
und nicht weiß, dass er dozieren kann?
Du bist ein schlafender Riese –
die Studenten sollten Dich wecken!
Der Dozent,
der glaubt, dass er dozieren kann
und nur seine Studenten wissen,
dass er nicht dozieren kann?
Du bist der selbstverliebte Kaiser ohne Kleider-
die Studenten sollten Dir zurufen:
„Du bist ja nackt!“!
Oder der Dozent,
der begeistert dozieren kann
und weiß, dass er begeistert dozieren kann
und das auch begeistert tut?
Du bist vollkommen, die Studenten sollten Dir folgen!